Wieviel darf gutes Design Kosten?
Immer wieder kommt die Frage auf, was darf gutes Design denn kosten? Eine schwierige Frage, da zunächst bestimmt werden muss, um welches Design es denn geht, und was überhaupt gutes Design dann ist. Im folgenden Text möchte sich der Autor vornehmlich dem digitalen Design widmen, dem Gestalten von Print und Onlineangeboten, wie Logos oder ganzen Webseiten. Mit myHammer begann eine neue Ära im Bereich Web- & Printdesign. Ja überhaupt, in den letzten Jahren gibt es immer mehr Möglichkeiten für so genannte Freelancer sich auf dem Markt zu etablieren, ihre Angebote ins Netz zu stellen und Kundenwünsche zu erfüllen.
Ganz aktuell, angestoßen durch eine Kampagne von fiverr.com, ist eine Debatte entfacht worden, bei welcher es darum geht, was gutes Design in den angesprochenen Bereichen denn kosten darf oder sogar muss, und es wird mehrheitlich die These aufgestellt, dass Angebote wie fiverr die Qualität der Arbeit sinken lässt, und immer mehr billige Anbieter den hiesigen, in den Industrieländern ansässigen, Grafikdesignern das Leben schwer machen.
Einen entsprechenden Artikel zum Thema hat t3n.de – das Magazin für Digitales Business am 09.08.2014 veröffentlicht. -> zum Artikel – http://t3n.de/news/fiverr-561382/
Ich selbst sehe das ein wenig anders, gerade die freche Aussage vieler etablierter Designer, dass günstiges oder gar billiges Design nichts taugt, halte ich für anmaßend.
Sicherlich, der Ausspruch „Gut Ding will Weile haben“ kommt nicht von ungefähr, und gute Ergebnisse erzielt man häufig, wenn man auch viel Zeit in die Bearbeitung von Aufgaben investiert. Zeit kostet bekanntlich Geld, und es ist auch richtig, dass diejenigen, die von dieser Arbeit leben müssen, letztendlich Ihre Lebenshaltungskosten aus den vorhandenen Aufträgen erbringen können. Dies kann aber nicht zum Problem eines kreativen und begabten Schülers werden, der sein Taschengeld aufbessern möchte und mit Photoshop ebenso gut umgehen kann wie Lionel Messi mit dem Fussball. Dieser Jungspunt wohnt noch daheim und macht die Arbeit aus reiner Freunde an ihr, das heißt, er legt nicht sehr viel Wert auf Stundenlohn, sondern auf Reputation. Für ihn ist es bereits ein Erfolg, wenn seine Arbeit dann zum Beispiel eine zigfach angeklickte Facebook Seite eines überregionalen Autohändlers ziert.
Und ist die Arbeit dieses Jungen nun tatsächlich schlechter? Ich denke nicht. Ob gut oder schön, liegt ohnehin im Auge des Betrachters, aber mindestens im Auge dessen, der das Ergebnis auch bezahlt.
Und bezahlen möchte er natürlich nur wenig, denn sonst bleibt ihm ja selbst nicht mehr so viel. Ich denke nicht, dass große Konzerne wie die Telekom, die Bahn, General Motors oder Daimler ihre Projekte über fiverr.com abwickeln. Aber gerade kleine Unternehmen, vielleicht auch solche, die sich erst noch etablieren müssen, nutzen die Möglichkeit sich für wenig Geld ein Logo zu erstellen für Ihr Produkt, oder ihr Unternehmen. Und das ist auch gut so.
Noch vor einiger Zeit gab es eine zähe Debatte, was denn Musik und Film im Internet kosten dürfe. Die vorherrschende Meinung derer, die sich stets rege in Twitter und auf ihren Blogs mitteilen war, dass es am besten alles umsonst, kostenfrei, geben sollte. Nun sind die Stimmen derer aber mahnend auf Angebote wie fiverr.com gerichtet und schimpfen, dass „Webwork“ viel zu billig ist. Der Unterschied hier ist nun, dass sie selbst betroffen sind. Denn viele, die kreativ durchs Netz unterwegs sind, bloggen, Filme machen, Webseiten gestalten, die hören gerne nebenher Musik. Natürlich am liebsten kostenlos. Ihre eigene Arbeit hingehen darf natürlich nicht zu billig sein, schließlich muss man davon leben können. Kunden sind ohnehin nur nervig und störend, und dann wollen sie auch noch wenig bezahlen. Ja, das Leben der Kreativen ist schon hart.
Festzuhalten bleibt, dass wenn offene Netze, weltweite Kommunikation auf allen Ebenen gefordert wird, es auch hinzunehmen ist, dass dann tatsächlich mal wer antwortet. Und zwar ein zwanzigjähriger Inder, der für 10 Dollar Briefpapier und Visitenkarten erstellt. Und ich bin mir sicher, die Qualität wird nicht schlechter sein, als die eines europäischen oder amerikanischen Designers.
Angebote, für Kreative sich zu etablieren sollte es immer geben. Youtube ist nichts anderes, nur eben für Videos. Und niemand möchte bestreiten, dass diese Platform die weltweite Kommunikation deutlich vorangetrieben hat.
Ich bin gespannt, wie sich fiverr entwickeln wird und wann die nächste „Ungeheuerlichkeit“ im Netz auftaucht, über die es zu meckern gilt.